LIVE-LICHTZEICHNUNG

Auf seinen Reisen nach New York und Paris hat Roman Scheidl Proben der Tänzerin und Choreografin Bettina Nisoli verfolgt. Während dieser Aufführungen hat er begonnen die sich bewegenden Körper zu zeichnen. In seiner Begeisterung hat er diese Form so weiterentwickelt bis Zeichnung und Performance durch die sogenannte Live-Lichtzeichnung – wie sie auch bei der Eröffnungsmatinee im Museum Angerlehner zu sehen war – miteinander verbunden wurden.

DIE LIVE-LICHTZEICHNUNG VON ROMAN SCHEIDL


In der Malerei und Zeichnung von Roman Scheidl sind Tanz und Bewegung ein wesentliches Bezugsfeld, das sich durch die Tänzerin und Choreografin Bettina Nisoli, die er nach New York und Paris begleitete, eröffnet hat. So hat er etwa während den Tanzproben die bewegten Körper gezeichnet, bis schließlich Zeichnung und Performance durch die sogenannte Live-Lichtzeichnung – wie sie auch bei der Eröffnungsmatinee im Museum Angerlehner zu sehen war – miteinander verbunden wurden. In einem Interview mit Johannes Jetschgo, ORF Oberösterreich, beschreibt Roman Scheidl die Entstehung dieses Ausdrucksmittel in seiner Arbeit:
„Auch so eine Idee aus der Not heraus. Immer war es ein Jammer, dass ich mit meiner Malerei in die eine Richtung gefahren bin und sie mit ihrem Tanzensemble in eine andere. Und wir haben beschlossen, wir müssen was finden, wie wir miteinander reisen können. Da sind wir auf die Idee gekommen, man könnte ein Overhead-Gerät nehmen. Die Vorgabe war, es darf nicht viel Geld kosten und man muss es überall in Europa am Spielort ausborgen können. Das war ein 400 Liesegang Overhead-Projektor, der hat das leisten können. Mit ihm konnten wir 6 Meter hohe Leinwände bespielen. Voraussetzung war, dass ich lernen musste, auf dem Gerät zu zeichnen, was am Anfang vor allem wegen meiner Nervosität ziemlich schwierig war. Meine Hand hat oft stark gezittert, weil ich nicht gewohnt war, dass es heißt: Kinder es ist acht Uhr, wir fangen an! Vorhang auf, es geht los. Da ich ja richtige Stücke gezeichnet habe und keine Improvisationen, musste ich wie ein Musiker meine Zeichenpartituren auswendig lernen. So konnte man auch jedes Stück – wie die Choreografie – jederzeit wiederholen. Die Nervosität hat nach etwa zwei Jahren langsam aufgehört. Ganz ist sie bis heute nicht verschwunden. Ich bin vor jeder Zeichenvorstellung immer noch extrem nervös. Aber wenn’s dann läuft, vergesse ich wie ein Schauspieler den Bühnenstress. So hat sich das Zeichnen am Overhead-Projektor langsam zu etwas sehr Lustvollem entwickelt. So konnte man reisen, das Geört vor Ort ausborgen, das hat vielleicht 100 Euro gekostet, man musste nichts mithaben, keine Bühnenbilder aufheben; es war einfach ideal.“
Das gesamte Interview ist abgedruckt im kürzlich erschienenen Buch „Auf der Suche nach der verlorenen Malerei“, dass neben Gesprächen Roman Scheidls zahlreiche Beiträge für Zeitschriften und Auszüge aus seinen Reisetagebüchern enthält. Das Buch kann im Museumsshop oder direkt über den Verlag Bibliothek der Provinz erworben werden.